Häutung
Deine Nähe spürend durchdringt die Zeit meinen äußeren Schutz.
Ich trenne mich von mir, sorgfältig,
und beginne das Verlebte zu lösen.
Der Moment des Selbstverlustes führt mich
zu meinem authentischen Ich.
Wie eine zweite Figur – ein alter ego,
verbleibe ich aufbewahrt entfernt von mir.
Mein künstlerisches Interesse richtet sich auf Orte und Materialien der Transformation und des Transits, nicht nur zwischen Leben und Tod, sondern auch im gegenwärtigen Moment am Körper: der Haut.
Ich häute mich, streife meine Erscheinung ab, unternehme den Versuch neu zu entstehen. „Häutung“ ist ein performativer Akt, der als Relikt verlebter Physiognomie in geweihten Wasser verbleibt. Mit dieser Arbeit begebe ich mich auf Identitätssuche zwischen Kunst, Wissenschaft und Glauben. Wissenschaft und Glaube sind eigentlich zwei unterschiedliche Ebenen der Sinnstiftung und Existenzerklärung, schaffen aber eine Gemeinsamkeit. Sie beantworten die ewigen Grundfragen des Menschen über sich selbst in Referenz zur realen und metaphysischen Welt.
Wie also, lebe ich mich selbst?
Das Häuten meiner Selbst ist eine Form der Reinigung meines Daseins, ein Prozess der Erneuerns, welcher kurz vor der Ausstellung vollzogen wurde. Konserviert im Glaszylinder liegt meine äußere Hülle im Weihwasser, eine Sakramentale zur Reinigung und Entsühnung. Am letzten Tag der Ausstellung gieße ich das geweihte, mit mir angereicherte Wasser zurück in das Originalgefäß aus dem ich es einst schöpfte. Waste and Void – Am Anfang war nichts und daraus erwuchs ich und lebe nun in allem weiter.
Häutung
2019
Glas, Latexhaut der Künstlerin, geweihtes Wasser
Performance und Installationskunst St. Bonifaz, Erlangen